Alfred Binet Preis
Alfred Binet Preis
Prof. Klaus Kubinger wurde von der Fachgruppe Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik der DGPs der Alfred-Binet-Preis für die Förderung der Qualität in der Psychologischen Diagnostik verliehen.
Besonders hervorgehoben wurden von Laudator Univ. Prof. Dr Helfried Moosbrugger (Lehrstuhl für Psychologische Methodenlehre, Evaluation und Forschungsmethoden an der Universität Frankfurt am Main) sein großes Engagement „auch fachliche und thematische Grenzen zu überschreiten, um neue und bedeutsame Herausforderungen für die Psychologische Diagnostik aufzuzeigen und sich beherzt an ihre Bearbeitung zu machen.“ Auch betont wurde Prof. Kubingers Arbeits- und Sichtweise, dass „…die auf testtheoretischer Qualität aufbauenden konkreten Anwendungen und deren praktische Umsetzung mit gleicher Priorität betrieben werden müssen“.
In einer zweiten Laudatio hob Univ. Prof. Lutz Hornke (Lehrstuhls für Betriebs- und Organisationspsychologie an der RWTH Aachen) hervor, dass alles, was Prof. Kubinger angeht, „…von Forschungsneugier, praktischem Einsatz und Verantwortung gegenüber Klienten getragen ist, wie man es in unserer Profession doch selten antrifft, die sich scheinbar in anwendungs- und forschungsorientiert spalten will.“
Die Preisverleihung fand im Rahmen der 9. Arbeitstagung der Fachgruppe für Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik in Wien statt, welche von Univ. Prof. Kubinger und Dr. Wagner-Menghin organisiert wurden, was die Überraschung über den Preis erhöhte.
Das Preisgeld von 2.500 EURO geht an die Test- und Beratungsstelle des Arbeitsbereichs Psychologische Diagnostik, welche sich zum Aushängeschild des Arbeitsbereichs an der Schnittstelle zwischen Praxis und Forschung entwickelt hat. Die genaue Zweckwidmung des Geldes wird noch bekannt gegeben.
Die bisherigen Preisträger waren Guthke (Leipzig) , Hornke (Aachen) und Willmes (Aachen).
Die Mitarbeiter des Arbeitsbereichs Psychologische Diagnostik und der Test- und Beratungsstelle gratulieren ihrem Leiter sehr herzlich!
Für das gesamte Team
Veronika Marek
Alfred-Binet-Preis zur Förderung der Qualität in der Psychodiagnostik gestiftet vom Hogrefe-Verlag
- innovative Testentwicklungen
- computerbasierte Innovationen
- anwendungsorientierte Verbesserungen für die diagnostische Praxis
- Verbesserung bestehender Methoden
- neue Validierungsstrategien
- Adaption bestehender Verfahren für bestimmte Zielgruppen bzw. Fragestellungen
- Bearbeitung ethischer Fragestellungen in der diagnostischen Arbeit
Alfred Binet
- Born: 8 July 1857, France
- Died: 18 Octobre 1911, France
- Occupation: Psychologist
Laudatio von Prof. Dr. Moosbrugger zur Verleihung des Alfred-Binets-Preises 2007 an Prof. Kubinger
Klaus Kubinger wurde am 25.05.1949 in Wien geboren. Er studierte in Wien und promovierte 1973 mit einer Arbeit über „Probleme der kognitiven Frühförderung und die Abhängigkeit ihrer Effektivität vom Verbalverhalten der Kindergärtnerin“. 1985 folgte die Habilitiation in Psychologie und 1989 als weitere Qualifikation die Graduierung zum Magister der Sozial und Wirtschafts-Statistik (Mag. rer. soc. oec.), was in Deutschland einem Diplom-Statistiker entsprechen würde.
Seit 1992 wirkt Klaus Kubinger als Professor für Psychologische Diagnostik an der Universität Wien, wo er mit dem ihm eigenen Beharrungsvermögen nicht nur das Fach Psychologische Diagnostik, sondern auch eine eigenständige Test- und Beratungsstelle fest etablieren konnte. Klaus Kubingers Interessen sind durch eine große fachliche Breite gekennzeichnet: Er verfolgt nicht nur einen Gedanken, er verwendet auch nicht nur ein Paradigma, und er beforscht vor allem auch nicht nur ein bestimmtes diagnostisches Konstrukt, dem man minimal-variierend auch ein ganzes Leben lang verhaftet bleiben könnte. Ganz im Gegenteil, Klaus Kubinger scheut nicht davor zurück, sogar – und das mit großem Engagement – auch fachliche und thematische Grenzen zu überschreiten, um neue und bedeutsame Herausforderungen für die Psychologische Diagnostik aufzuzeigen und sich beherzt an ihre Bearbeitung zu machen. Als Beispiel sei hier seine Mitwirkung im AK „Mathematikunterricht und Mathematikdidaktik in Österreich“, sowie in verschiedenen Projekten zur Bildungsforschung aufgeführt.
Das wissenschaftliche Oeuvre von Klaus Kubinger umfasst mehr als 60 Zeitschriftenartikel, die auch international hohe Beachtung fanden und finden. Fachkollegen und Studierende profitieren von seinen 40 Beiträgen in Readern und seinen 12 Monographien. Angesichts dieser imponierenden Anzahl von Publikationen muß hervorgehoben werden, dass sich Klaus Kubinger zwar insbesondere mit einem seiner Arbeitschwerpunkte, nämlich mit den psychometrischen Modellen intensiv und sehr erfolgreich befasst hat. In einem anderen Arbeitsschwerpunkt liefert er aber auch substanztheoretisch fundierte inhaltliche Umsetzungen seiner spezifischen Kenntnisse: So ist es ihm und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, für deren Auswahl er stets eine glückliche Hand bewiesen hat, gelungen, für zahlreiche inhaltlich relevante Konstrukte tragfähige Operationalisierungen vorzulegen, die in bisher zehn publizierten psychodiagnostischen Tests ihren Niederschlag fanden. Dies soll verdeutlichen, dass Klaus Kubinger neben der ihm eigenen profunden theoretischen Durchdringung von psychometrischen Grundlagen stets im Auge behielt, daß die auf testtheoretischer Qualität aufbauenden konkreten Anwendungen und deren praktische Umsetzung mit gleicher Priorität betrieben werden müssen. Diese Eigenschaften zeugen nicht nur von Klaus Kubinger’s vitaler Forschungsneugier, sondern ebenso von seiner ausgeprägten gesellschaftlichen Verantwortung für Fragestellungen aus der Praxis, die sich u.A. auch in seiner Tätigkeit als Familientherapeut niederschlägt.
Verantwortung übernommen hat Klaus Kubinger auch für sein universitäres Umfeld, wo er lange Zeit in Wien für die Leitung des Psychologischen Institutes und der Fakultät zur Verfügung stand. Im Diagnostik – Kontext war er viele Jahre aber auch außeruniversitär sehr aktiv, so z.B. im Testkuratorium (TK) der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen, sowie im österreichischen Normungsausschuß (ÖN), der sich – wie das Testkuratorium auch – mit der DIN 33 430 und den in ihr enthaltenen Qualitätsmäßstäben für den gesamten Prozeß der berufsbezogenen Eignungsuntersuchung beschäftigt hat.
Eine besondere Erwähnung verdient abschließend die Art und Weise, wie Klaus Kubinger sich und sein großes Engagement in die Vielzahl seiner Aktivitäten einbringt. Es ist nicht die imponierende Pose, der er sein markantes Profil verdankt, sondern es ist vielmehr die große Selbstverständlichkeit und die dezidierte Form, mit der er sich den Problemen stellt und sie einfach anpackt. Sein persönliches Auftreten strahlt stets freundliche Zuwendung und Gelassenheit aus. Streit zu suchen liegt ihm fern, und wenn überhaupt, dann nicht für die persönliche Selbstdarstellung, sondern nur zur Durchsetzung einer fundierten Argumentation in der Sache selbst. Dies alles macht Klaus Kubinger zu einer im Kollegenkreis hochgeschätzten Persönlichkeit mit einem hervorragenden Qualitätsbewußtsein im Dienste der psychologischen Diagnostik.
Die Verleihung des Alfred Binet-Preises 2007 an Prof. Dr. Klaus Kubinger sei ihm eine Bestätigung für alles bisher Geleistete und zugleich eine Ermutigung für das Viele, das noch vor ihm liegt.
Helfried Moosbrugger
Vorsitzender des Testkuratoriums
Wien, 24. September 2007
Laudatio von Prof. Dr. Hornke zur Verleihung des Alfred-Binets-Preises 2007 an Prof. Kubinger
Post Laudatio:
… und vielleicht der interessantere Teil einer Würdigung. – Ich selbst kenne Klaus Kubinger schon seit vielen Jahren und verfolge seine Arbeiten und Projekte aus purem Konkurrenzneid. Mit den charmanten Damen und Herren gelingt ihm nahezu auf jedem Kongress der Beweis, dass man von Wien aus im Charter-Jet zu Kongressorten reist, so viele treten da mit ihm beharrlich auf. Und immer ist etwas Neues oder eine Neue (Idee) dabei!
Wer Klaus in Wien besucht und zu einem Bummel animiert, der kommt auch auf seine Kosten. Einmal konnte er mir sogar mit einer Musikkassette von Arik Brauer aushelfen, die mich selber an ein außergewöhnliches Singspiel erinnert, ganz zu schweigen von dem aufgeklärten Hinschauen auf Wiener Architekturdenkmale wie die Hundertwasserhäuser oder das Hineinschauen in Heurigen Gläser.
Wer mit ihm über seine Tests und Analysen fachsimpelt wird leicht übersehen, dass viele seiner Tests mit Buchstaben vom Anfang des Alphabets beginnen, was natürlich eine Top-Position auf den Bestellzetteln garantiert: Aber sie verdienen es ja auch!
Wer weiter in die Tests und die Itementwürfe eindringt sollte sich mündlich Überliefertes aus seinem Umfeld anhören: „Beim Untertest „Realitätssicherheit“ gibt es das Bild eines Gewichthebers der ein Gewicht hebt; Kinder sollen sagen, was am Bild nicht stimmt oder fehlt: Viele Kinder sagen nun „Achselhaare“, richtig ist aber „Lendenschutz“! Es stellt sich die Frage wie er bei diesen nachvollziehbaren Antworten sein Paradigma „Hauptsache Rasch-homogen“ aufrechterhält. … beim Item „Warum sind politische Wahlen geheime Wahlen?“ mit dem Distraktor in der italienischen Version „Damit man nicht erschossen wird.“ hörte man Klaus Kubinger weltentrückt sagen: „Jaja, Italien… “
Wer weiter in sein Leben eindringt, wird mit ihm seine Vorliebe und Siegesgewissheit für Fußball seines FC-Diagnostik gegenüber dem FC-Wirtschaftspsychologie genießen: Wirtschaftspsychologen haben noch NIE gewonnen! Dies verblüfft natürlich, weil sonst von ihm verbrieft ist, dass die fünf Meter vom Auto zum Haus für ihn schon „tolle Erholung in der frischen Luft und ausreichende Bewegung pro Tag“ abgeben.
Wer sich mit ihm anlegen will, der sollte die APA-Standards vehement verteidigen, da er als letzter Bastionskommandant von den Zinnen oder Ex Cathedra herunter ruft „…daß die einfach keinen Sinn machen!“.
Wer etwas mit ihm lernen will, der sollte sich von ihm prüfen lassen. Denn er stellt ihn interessierende Fragen, auf die er selber noch überhaupt keine Antwort weiß.
Wer sich ihm anvertraut, der kann erleben, dass er am Schicksal seiner Studierenden Anteil nimmt und auch die Besten wegschickt, sie weiter fachlich unterstützt und mit ihnen freundschaftlich verbunden bleibt. Vor allem aber zeichnet er sich durch den tiefen „Respekt vor dem Lebensplan des anderen“ aus, eine Grundhaltung die ihn auch als systemischer Psychotherapeut prägt.
Entsprechend wird in der Urkunde festgehalten:
Mit Klaus D. Kubinger wird ein herausragender Wissenschaftler und allseits geschätzter Kollege geehrt, der sich um die Qualität der psychologischen Diagnostik in Theorie und Praxis, aber auch durch gesellschaftliche Reflexion vielfältig verdient gemacht hat. Mit dezidierten und kritischen Überlegungen zu einer verantwortbaren psychologischen Diagnostik wandte er sich an die interessierte Öffentlichkeit. Seine testtheoretischen Publikationen, die sich in Lehrbüchern auch an junge Studierende richten, sind beispielhaft. Viele innovative empirische Untersuchungen und Testkonstruktionen zu Leistungs- und objektiven Persönlichkeitstests wurden von ihm mit seinem Team vorgelegt. Sein umfangreiches wissenschaftliches Werk hat viele Kollegen und Studierende außerordentlich bereichert.
Wer mit mir Klaus Kubinger zum Alfred-Binet-Preis kollegiale Anerkennung und Freude ausdrücken möchte, der sollte und kann das jetzt tun!
Lutz F. Hornker
Lehrstuhls für Betriebs- und Organisationspsychologie an der RWTH Aachen
Wien, 24. September 2007